Hohe Kultur ganz oben im Norden
Kulturleben in der Husumer Bucht
Husum - hohe Kultur ganz oben im Norden
Sieben Museen bei einer Einwohnerzahl von gut 22.000, zwei Konzert-Reihen von internationalem Rang, ein weithin beachtetes Figurentheater-Festival, Filmtage – und Theodor Storm als großer Sohn und literarischer Botschafter: Nur wenige gleichrangige Städte bieten so viel Kultur wie Husum, weshalb die Storm-Stadt auch als „Kulturmetropole“ an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste bezeichnet wird.
• Theodor Storm
Literaturinteressierte Urlauber folgen vor allem Storms Spuren in seiner „Grauen Stadt am Meer“. Das Wohnhaus des Dichters und Standort des Theodor-Storm-Zentrums ist noch wie zu seinen Lebzeiten eingerichtet. Zwischen Storms letzter Ruhestätte auf dem St. Jürgen-Friedhof und dem Grab seiner Eltern auf dem Neustädter Friedhof (Westfriedhof) finden sich viele weitere Schauplätze aus seiner Biografie oder seinen Novellen. So ließ er in der Süderstraße seinen „Pole Poppenspäler“ wohnen. Die Inschrift eines Hauses am Markt inspirierte ihn zur Novelle „Aquis Submersus“. „Geliek as Rook un Stoof verswindt, also sin ock de Minschenkind“ (Gleich so wie Rauch und Staub verschwindt, also sind auch die Menschenkind’) steht dort über der Tür. Die nächste internationale Storm-Tagung ist für den 3. bis 5. September 2021 geplant. Hierbei treffen sich Freunde der Literatur und des Schaffens des großen Dichters Theodor Storm aus aller Welt in seiner Heimatstadt Husum.
• Maritime und nordfriesische Geschichte
Wer die maritime Geschichte Nordfrieslands erkunden und mehr über das Leben an der Nordsee erfahren möchte, findet gleich zwei erstklassige Anlaufstellen: Das Nordfriesland Museum. Nissenhaus Husum ist das zentrale und größte Museum Nordfrieslands. Ausgehend vom Mythos der in den Fluten versunkenen Siedlung Rungholt erläutert das Museum Ebbe und Flut, die Geschichte des Deichbaus sowie Leben und Brauchtum der Menschen an der nordfriesischen Nordseeküste. Eine weitere Abteilung des Nordfriesland Museums Husum im Nissenhaus präsentiert Werke nordfriesischer Künstler und ein weiterer Museumsteil widmet sich dem Stifter des Museums und seiner Sammlung: Ludwig Nissen, Sohn eines Husumer Handwerkers, gelangte im 19. Jahrhundert als Juwelenhändler in New York zu großem Reichtum und Einfluss. Das Nordfriesland Museum Husum ist familienfreundlich, rollstuhlgerecht und mit vielen Hörstationen versehen. In Kooperation mit der Europa-Universität Flensburg plant das Museum für 2021 ein interdisziplinäres Ausstellungsprojekt, das außergewöhnliche Wetterphänomene und ihre Auswirkungen auf das kulturelle Leben in Nordfriesland beleuchtet. Die Ausstellung „GEWALTIG! Nordsee“ soll von Ende März bis Ende November zu sehen sein.
Direkt am Husumer Hafen informiert das Schiffahrtsmuseum Nordfriesland seine Besucher über die Geschichte des Walfangs, des Schiffsbaus in Nordfriesland, der Küstenfischerei und der Seefahrt. Highlight ist das als „Zuckerschiff“ bekannte Wrack eines Frachtenseglers aus dem 16. Jahrhundert. Es wurde 1996 in Uelvesbüll in der Husumer Bucht entdeckt und in einer Zuckerlösung konserviert. Nun ist es in einer klimatisierten Spezialhalle zu bewundern. Das privat geführte Museum gilt als „Leuchtturm“ unter den schleswig-holsteinischen Schifffahrtsmuseen.
• Schloss vor Husum
Das Schloss vor Husum liegt am Rande des historischen Zentrums in einem Schlosspark, der sich während der Krokusblüte – dem „lila Wunder des Nordens“ – alljährlich im März und April in ein lilafarbenes Blütenmeer verwandelt. Herzog Adolf von Schleswig-Gottorf errichtete das Gebäude um 1580 im Stil der niederländischen Renaissance und nutzte es zeitweilig als Residenz. Die beiden Herzoginnenwitwen Augusta und Maria Elisabeth gaben ihm im 17. Jahrhundert eine prachtvolle Ausstattung und entwickelten es zu einem Zentrum der Kultur. Diese Funktion hat das Schloss bis heute erhalten: Regelmäßig finden hier hochkarätig besetzte Konzertreihen wie das international renommierte Festival „Raritäten der Klaviermusik“ (Piano Festival Husum; geplant: 13. bis 21. August 2021) oder „Liedkunst“, der Meisterkurs für Liedgestaltung für Sänger und Pianisten (geplant: 26. bis 31. Juli 2021) statt. Zusätzlich gibt es am Himmelfahrts-Wochenende 2021 (13. bis 15. Mai 2021) eine „Spezial-Ausgabe“ der „Raritäten“ mit den „Six Petits Concerts“.
Wer mag, kann sich im zauberhaften Ambiente der Kapelle im Schloss vor Husum auch das „Ja-Wort“ geben. Einen Besuch lohnen auch der Herzoginnengarten und die Dachgalerie mit wechselnden Ausstellungen im Schloss vor Husum.
In der Husumer Bucht, südlich des Dorfensembles von Oldenswort befindet sich das einzige Herrenhaus der Landschaft Eiderstedt, das Herrenhaus Hoyerswort. Die eindrucksvolle Anlage mit dem Gutshaus im Renaissance-Stil, Haubarg und doppeltem Wassergraben wurde im 16. Jahrhundert vom fürstlich-holsteinischen Rat Caspar Hoyer gebaut. Um das Schlösschen ranken sich zahlreiche Geschichten und Sagen. Zu Ostern 2021 soll im frisch umgebauten Haubarg ein Restaurant mit französischer Küche eröffnen.
• Nordfriesisches Landleben
1899 hatte der Heimatforscher Magnus Voss eine Idee, die man später vielerorts nachahmte: Um den Städtern zu zeigen, wie wohlhabende Geestbauern aus dem Umland lebten, ließ er ein altes Reetdachhaus aus seinem Heimatort Ostenfeld abtragen und mitten im Zentrum Husums wiederaufbauen: Das erste Freilichtmuseum Deutschlands – das Ostenfelder Bauernhaus – war geboren. Ein Stück Geschichte des nordfriesischen Landlebens mitten in Husum. Klein und geduckt wirkt das Gebäude im Gegensatz zum „Roten Haubarg“ in Witzwort, zehn Kilometer südwestlich von Husum. Der weiße Bauernhof mit dem hohen Dach ist weithin über die Marsch zu sehen – neben einem kleinen Landwirtschaftsmuseum beherbergt er auch ein Restaurant und Café und ist Zeugnis des einstigen Reichtums der Eiderstedter Bauern. Wer mag, kann im Haubarg heiraten.
• Spielerisches
Kasper und Seppel, aber auch Figuren des chinesischen Schattentheaters, aus Indonesien, der Türkei und vielen anderen Winkeln der Welt, Requisiten und Bühnenbilder bestaunt man im Pole Poppenspäler Museum im Schloss vor Husum. Wem es in den Fingern juckt, der darf gern zugreifen: Handpuppen, Marionetten- und Papiertheater stehen zum Selbstspielen bereit.
Die geistigen Nachfahren von Theodor Storms Novelle „Pole Poppenspäler“ verwandeln die Hafenstadt Husum zu den „Pole Poppenspäler Tagen“ vom 24. September bis 3. Oktober 2021 (geplant) in den Schauplatz für hochkarätiges, internationales Figurentheater. Puppenspieler/-innen aus dem In- und Ausland ziehen wie Storms Puppenspieler-Meister Tendler kleine und große Zuschauer mit Marionetten, Finger- und Handpuppen in ihren Bann.
• 365 Tage im Jahr Weihnachten
Im reizvollen Ambiente eines gründerzeitlichen Kulturdenkmals zeigt das in 2008 eröffnete Weihnachtshaus eine der umfangreichsten Sammlungen zum Thema Weihnachten vom Biedermeier bis heute – mit mehreren Tausend Exponaten. Kleine und große Besucher staunen über unzählige Adventskalender, kunstvolle Weihnachtsdekorationen und nostalgisches Spielzeug. Die aktuelle Sonderausstellung trägt den Titel „Wenn der Christbaum Mode trägt“ und beleuchtet die wechselnden Moden beim Baumschmuck. Ein historischer Laden von 1890 mit hochwertigem Kunsthandwerk und Büchern lädt zum weihnachtlichen Stöbern rund ums Jahr ein.
• Kultur erleben
Stadtführerinnen und Stadtführer zeigen Gästen die Sehenswürdigkeiten Husums, die Storm-Stätten oder die Museen. Die Tourismus und Stadtmarketing Husum GmbH bietet vor allem für kleine und große Gruppen zahlreiche thematische Führungen, Reiseleitungen und Erlebnisbausteine durch Husum und Nordfriesland an. Der „Kulturpfad“ verbindet die wichtigsten historischen und architektonischen Punkte in der Husumer Innenstadt. Kinder folgen blau glasierten Ziegeln rund um den Hafen, in die die Worte von Storms Gedicht „Die Stadt“ gestempelt sind.
Und auch das ist Kultur: Die vielen Galerien und Ateliers der Künstler und Kunsthandwerker, die Kirchen der Husumer Bucht, die Husumer Universitätswoche, die allgegenwärtigen Lesungen in der Storm-Stadt und die Veranstaltungen im weit über Husum bekannten Speicher Husum.
Fester Bestandteil des Husumer Kulturprogramms sind auch die Meisterkonzerte im „Kirchlein am Meer“ (Schobüll), die „Husumer Sommerkonzerte in St. Marien“ (geplant: 13. Juni bis 19. September 2021) und die Husumer Filmtage (geplant: 23. bis 29. September 2021) – nach den Nordischen Filmtagen Lübeck das älteste Filmfestival Schleswig-Holsteins.
• Dänische Spuren
Das Husumhus, das dänische Kulturzentrum der Sydslesvigsk Forening in Husum, ist Standort für zahlreiche Gastspiele dänischer Bühnen in Husum, ist aber auch Spielort des Schleswig-Holsteinischen Landestheaters und der Niederdeutschen Bühne Husum. Die Besonderheiten der deutsch-dänischen Grenzregion spiegeln sich überall in den Orten der Husumer Bucht wider, z.B. in der Baukunst (Schloss vor Husum; Kirchen St. Marien, Husum, und Salvatorkirche, Simonsberg), im Kulturleben und im Sport (z.B. Kultur- und Kricketzentrum Mikkelberg, Hattstedt).
• Friesisches Leben
Die friesische Sprache und friesisches Brauchtum wird in Nordfriesland auch heute noch gelebt. Besonders bekannt ist das Biikebrennen (21. Februar). Zum reichen Kulturleben tragen vor allem das Nordfriesische Institut / Nordfriisk Instituut (Bredstedt) und der Friesische Verein / Friisk Foriining bei.
Weitere Informationen sind bei der Tourist Information Husum und unter www.husum-tourismus.de erhältlich.